Risiken und Chancen Künstlicher Intelligenz

Kontinent oder Ozean
Region

Wie die folgenden Beispiele zeigen, ist ein fundierter Diskurs rund um die Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen (KIn) mit all den gesellschaftlichen Implikationen dringend notwendig.

Akteure der Kunstszene fürchten sich aus verschiedenen Gründen vor den immer besser werdenden Programmen zur Bildgenerierung wie Dall.E oder Stable Diffusion etc.  

Lehrer*innen und Professor*innen fürchten sich vor den perfekten Klassen- oder sogar Masterarbeiten ihrer Schüler*innen und Student*innen ... denen man ggf. nicht mehr ansehen kann, aus wessen Feder sie stammen.  Vielleicht war es die künstliche Intelligenz ChatGPT, die hier die Hand geführt hat? 

Und Verschwörungstheoretiker befürchten gar, dass es um die Weltherrschaft ginge, die KIn anstrebten - wobei unklar ist, was KIn schließlich von uns Menschen halten werden ...

Mit dem Künstler und Philosophen Boris Eldagsen habe ich mich per ZOOM lange über die Entwicklung der KI-Technologie unterhalten.

Neben den o.g. "Furchtszenarien"  haben wir auch bisher seltener diskutierte Aspekte der KI-Entwicklung aufgegriffen und uns mit Autopoiesis und Wissensverstärkung beschäftigt. Einen besonderen Schwerpunkt bildete das Thema der "Generierung von Bildern mit Hilfe aktueller KI-Systeme". Hier sind wir natürlich Nutzen und möglichen Risiken nachgegangen. 

Unser Resümee ... aber sehen und hören Sie selbst - ein vollständiger Mitschnitt unseres Gespräches ist soeben auf YouTube veröffentlicht worden; Sie finden den Link am Ende dieses Beitrags.

Wer sich professionell mit der Herstellung KI-gestützter Kunst beschäftigen möchte, der wird auch auf der Webpage von Boris Eldagsen fündig.

Wer sich unsere Unterhaltung angesehen hat, der möchte - hoffentlich - weitere soziologische Aspekte der KI-Entwicklung kennenlernen. Ein kleine Auswahl an Soziologinnen und Soziologen, die zudem alle auch einen technischen Hintergrund haben und sich mit den Themen rund um die Künstliche Intelligenz beschäftigen, zeigt die folgende Liste: 

  • Dr. Danah Boyd, Professorin für Informations- und Sozialwissenschaften an der University of California, Berkeley. Dr. Boyd ist eine der führenden Expertinnen für die Auswirkungen von Technologie auf Jugendliche und hat viel über den Einfluss von KI auf gesellschaftliche Prozesse geschrieben.
  • Dr. Virginia Dignum, Professorin für Soziale und Ethische KI an der Umeå University in Schweden. Dr. Dignum ist eine ausgebildete Informatikerin und hat sich auf die Untersuchung der ethischen Herausforderungen von KI spezialisiert, insbesondere in Bezug auf Autonomie und Verantwortung.
  • Dr. Madeleine Clare Elish, Senior Researcher am Data & Society Research Institute in New York. Dr. Elish ist eine Anthropologin und Informatikerin, die sich mit den sozialen Auswirkungen von autonomen Systemen und KI auf die Arbeit auseinandersetzt.
  • Dr. Lilly Irani, Professorin für Kommunikationswissenschaften und Informatik an der University of California, San Diego. Dr. Irani hat einen Hintergrund in Informatik und Ethnographie und beschäftigt sich mit den sozialen und politischen Auswirkungen von Technologieentwicklung und -nutzung, einschließlich KI.
  • Dr. Kate Devlin, Senior Lecturer für Künstliche Intelligenz an der King's College London. Dr. Devlin ist Informatikerin und spezialisiert sich auf die sozialen und kulturellen Auswirkungen von KI und Robotik, insbesondere auf Fragen der Intimität und Sexualität.
  • Dr. Nick Couldry, Professor für Medien, Kommunikation und Sozialtheorie an der London School of Economics. Dr. Couldry beschäftigt sich mit den sozialen Auswirkungen von Technologie, insbesondere in Bezug auf die Beziehung zwischen Technologie und Macht.
  • Dr. Alex Rosenblat, Senior Researcher am Data & Society Research Institute in New York. Dr. Rosenblat beschäftigt sich mit den sozialen und politischen Auswirkungen von Plattformarbeit, insbesondere im Zusammenhang mit der Nutzung von KI und Algorithmen.
  • Dr. Philip E. Agre, Professor für Informatik und Ingenieurwissenschaften an der University of California, Los Angeles. Dr. Agre hat viel über die sozialen Auswirkungen von Technologie und die Bedeutung von Ethik und Werten in der Technologieentwicklung geschrieben.
  • Dr. Timnit Gebru, Forscherin im Bereich KI-Ethik und Algorithmus-Transparenz. Dr. Gebru hat einen Hintergrund in Informatik und Elektrotechnik und hat sich auf die Untersuchung der ethischen Herausforderungen von KI spezialisiert.
  • Dr. Alex Hanna, Soziologe und Data Scientist an der Google Research. Dr. Hanna beschäftigt sich mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Ethik im Zusammenhang mit der Entwicklung von KI-Systemen und Algorithmen. 
Bild 1: Boris Eldagsen und Dr. Jürgen Tenckhoff zur Künstlichen Intelligenz
Bild 2: Künstliche Intelligenz - Menschliche Intelligenz ? (Bild erstellt mit der KI Stable Diffusion)

Comments

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Sehr gelungener Einstieg mit Ruths (ChatGPT) Infos über die beiden Diskutanten. Erstaunlich ist, dass ChatGPT auch bereits über Infos aus dem Jahr 2022 verfügt (ggf. über einen Online-Zugriff), nachdem bisher von dort abgelegten Infos im Zeitraum bis Ende 2021 ausgegangen wurde. Ebenfalls sehr erhellend ist, dass ChatGPT auch eigene unwahre Vermutungen über die beiden Gesprächsteilnehmer anstellt.

Die profunden Kenntnisse beider Experten über Grundzüge der KI, deren soziologische Auswirkungen und insbesondere über die verfügbaren Systeme im Bereich der Fotografie geben einen sehr guten Einblick, was aktuell bereits möglich ist und wohin die Reise gehen könnte.

Interessant und auch sehr berechtigt ist die Forderung nach einem Rahmen für KI, wie es z. B. auch bereits Max Tegmark in seinem Buch „Leben 3.0: Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz“ formuliert hat.

Ebenfalls sehr gut herausgearbeitet werden die Konsequenzen aus dem Einsatz Künstlicher Intelligenz für Fotografen, deren Tätigkeitsbereiche zukünftig eher im Bereich der Dokumentation liegen dürften, während KI-Systeme die Gestaltung von Bildern auf Basis von Vorgaben übernehmen, deren intelligente Formulierung durch den Menschen die gestalterische Tätigkeit ausmacht. 

Insgesamt ein aus meiner Sicht sehr gelungener und interessanter Dialog, auf dessen Fortsetzung ich mich freue. Hierfür könnte ich mir die Vertiefung zu folgenden Themen vorstellen, die bereits im bisherigen Gespräch angesprochen wurden: 
- Wie können demokratische Gesellschaften mit durch KI manipulierten oder komplett von KI generierten Bildern umgehen?
- Welche Chancen und Geschäftsideen eröffnen sich aus dem KI-Einsatz im Bereich der Fotografie?
- Welche Möglichkeiten gibt es für bewegte Bilder bereits und welche werden für die Zukunft gesehen mit welchen Chancen und Risiken?

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Ein soziologisch-philosophischer Diskurs zum Thema Künstliche Intelligenz ist dringend erforderlich, um die möglichen gesellschaftlichen Implikationen dieser Technologie zu begreifen und ggf. abzufedern. Stichwort: Digitale Spaltung. Vielen Dank für den interessanten Beitrag, den ich gerne fortgesetzt sehen würde.

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